Dieses Jahr hatten wir mit unserem VW Bus nach langer Planung wieder eine große Tour vor. Wir fuhren 3200 km und sahen viel Altbergbau, ein bisschen Meer und Seen, wanderten und befuhren einige der höchsten Pässe Europas auf Schotterpisten.
Hier einige Eckpunkte der Reise:
Da wir bereits Freitag nach Feierabend losfuhren, begann der Urlaub gleich am Samstag in den Savoyen.
Unser erstes Etappenziel. Sieht es hier nach Bergbau aus?
Direkt im Strassengraben einer Bundesstrasse beginnt dieser Bremsberg.
Auf halber Strecke die Ausweiche:
Das Windenhaus kommt in Sicht.
Die Schienen sind auf dem Untergrund befestigte Flacheisen.
Der Bremsberg gehört zu einem unterirdischen Marmorsteinbruch, der bis 1939 in Betrieb war. Bereits die Römer sollen hier abgebaut haben.
Es gibt zwei Betriebe nebeneinander, jeder hat einen eigenen Bremsberg. In dem hier gezeigten Betrieb wurde mit einer Grubenbahn auf 1000mmm Spurweite Marmor gefördert. Der zweite Betrieb förderte mit 500mm Loren und produzierte Edelsplit und Kalk. Beide Bremsberge haben 1300mm Spur.
Zu Betriebszeiten sah es hier so aus:
Foto: Sébastien Berrut
Foto: Sébastien Berrut
Die Betriebsgebäude, alle aus Marmor gebaut.
Auch das Klohäuschen ist aus Marmor.
Der Traum eines jeden Feldbahners- ein Holzkastenkipper.
Hölzerne Lafetten, auf denen die Marmorbrocken transportiert wurden.
Mit stark eingelaufenen Rädern.
Teile einer Drehscheibe
Nun wollen wir unter Tage. Die Felsbrocken, die den vorderen Teil des Eingangs zertrümmert haben, sind aus der 200m hohen Steilwand herunter gefallen und haben die Größe von Kleintransportern. Also klettern wir zügig hinein.
Schon auf dem Schuttberg sehen wir die Gleise mit einer Drehscheibe.
Anhand meiner beiden Begleiter in der Bildmitte wird die Größe deutlich.
An der Rampe in der Bildmitte wurden die Meterspurlafetten beladen.
Wir suchten den Durchgang zum zweiten Betrieb, nach einer Stunde wurden wir hier fündig.
An der Seite des Durchschlags sind Meterspurlafetten an die Wand gelehnt, in der Halle sehen wir bereits die 500mm Gleise des zweiten Betriebs.
Wir sind aus der linken Strecke gekommen.
Und dann tauchen sie im Licht unserer Lampen auf...
Die Decauville Loren stehen hier seit 73 Jahre ungenutzt im Berg.
Da die Loren noch rollfähig sind, die Gleise noch so gut wie am ersten Tag liegen und diese Seite der Grube sehr sauber ist, wagen wir eine Fahrt:
https://www.youtube.com/watch?v=PNZ2sHWIdBE&feature=channel&list=UL
Nun begeben wir uns auf der zweigleisigen Hauptförderstrecke in Richtung Ausgang.
Diese arme Lore wurde durch Verbrüche von ihren Artgenossen getrennt.
Wir können jedoch durch alle Verbrüche kriechen, hier ist die Strecke auch wieder zweigleisig und ein Gleis zweigte in einen weitern Stollen ab.
Hier ging es auf die Bergehalde.
Ein weiters Lorenfahrgestell ist hier verschüttet.
Zurück im Hauptförderstollen, sehen wir hinter einer Materialrutsche auch schon Tageslicht.
Eine Achse eines Bremsbergfahrschemels.
Das oberirdische Bremswerk.
Auf diesem Bremsberg liegen keine Gleise mehr.
Es gibt noch einen Tunnel zum Rangieren der Loren.
Einige Betriebsgebaüde sind an der Steilwand gebaut.
Die Sicht ist von hier ist grandios.
Unten wartet unser Bus.
Beim Abstieg gibt es fliegendes Gleis...
An die Wand geklebte Hütten....
Nach einer Nacht an der Isere fuhren wir am nächsten Tag weiter. Vor Grenoble gibt es unzählige Zementwerke, die in Steinbrüchen und früher auch unter Tage förderten.
Wir kamen auch am Zementwerk von Saint-Laurent-du-Pont vorbei. Hier wird noch mit 800 mm Loren gefördert. Allerdings nicht an Sonntagen.
Nun sind wir auf den Spuren der Mine de Ciment hoch in den Bergen über Crolles. Nachdem sich der Bus eine Stunde den Berg hoch kämpfte, und wir eine Stunde zu Fuß wieder hinunter, sehen wir ein kleines Betriebsgebäude vor einem Stollen.
Es gab eine Seilbahn, wie sonst hätte man die senkrechte Wand überbrücken sollen?
So sieht es aus, wenn man auf einem Wasserfall steht.
Unter mir liegt Crolles.
Wir fanden einen herrlichen, abgelegenen Platz mit Bach, an dem wir es zwei Tage und Nächte aushielten.
-Canyontour light-
Schieferbergbau St. Julien-Mont-Denis.
Es sind große Schieferhalden zu sehen, aber auch Murenabgänge.
An der Strasse unter dem Bergbaugebiet wird bei Rotlicht vor aufschlagenden Felsbrocken gewarnt. Wie ich später sehe, hat man Stahlseile mit Sensoren über den Berg gespannt, die bei der geringsten Bewegung des brüchigen Berges Alarm auslösen. Keine gute Idee, hier Altbergbau suchen zu wollen.
Also wird für die Familie und den Bus ein sicherer Platz gesucht und ich gehe allein mit dem Hund los.
Nach einem halbstündigen Kampf durch Dornengebüsch stehe ich am Fuß dieser Halde. Die Wolken haben sich verzogen und es wird unerträglich heiß auf der Schieferhalde.
Nein, in diese beiden Stollen gehen nur Lebensmüde.
Die Wand darüber ist allerdings auch sehr brüchig.
Schnell habe ich verstanden, dass jeder Stollen eine eigene Seilbahn hatte.
Diese Seile hier führen in eine Mure. In der unteren Bildmitte ist der Podest der Seilbahn zu sehen.
Nein, auch hier bin ich nach 30 Metern nicht weiter gegangen.
Der nächste Betrieb hatte eine große Spalthütte, davor eine Lore.
Hier legte man mir Lorenräder unter den geborstenen Türstock, aber ich konnte widerstehen.
Nach drei Stunden und vielen weiteren verbrochenen Stollen brach ich hier die Suche ab, in der Gewissheit, noch längst nicht alles gesehen zu haben.
Die Hitze war unerträglich geworden.
Ich habe noch nie so von der Natur zerstörten, gefährlichen Bergau gesehen.
Am nächsten Tag wanderten wir daneben in diese Schlucht.
Hier lernten wir eine Dimension des Schieferbergbaus kennen, die ich mir bisher nicht vorstellen konnte.
Man sieht bereits die Stolleneingänge hoch oben in der Wand.
Ein Seilbahnmast
Hier sind die Stollen teilweise völlig zusammengedrückt.
Es gab Hängebrücken in die Stollen.
(die historischen Bilder stammen von Infotafeln am Ort)
Vor diesem Stollen in 80 m Höhe steht noch die Seilbahnrolle.
In dieser Wand sind vier Stollen zu sehen, links daneben befindet sich der Tunnel de Mougin, aus dem der Wasserfall herausstürzt. Der Tunnel wurde 1895 gebaut, um den Wildbach gezielt aus dem Grubenfeld zu leiten.
Wir wandern auf dem Grubenweg an verbrochen Stollen vorbei, nur ein halber Meter breit am Abgrund entlang.
Nun sind wir an der anderen Seite des 200 m langen Tunnel de Mougin angekommen.
Die Staumauer leitet den Bach in den Tunnel.
Den trockengelegten Teil nutzen die Bergleute
zum Auffahren weiterer Gruben und zum Bau von Spalthütten.
Am Eingang der Schlucht konnten wir übernachten und im Bach baden.
Unsere erste Paßfahrt führt uns am nächsten Tag auf den 2642m hohen Col de Galibier.
Es gibt einen Gipfeltunnel, den wir natürlich auch durchfuhren.
Der Gipfel darüber ist voller Bombentrichter, man hat wohl versucht, im Krieg den Tunnel zu zerstören.
Nun sind wir schon 60 Km weiter auf dem 2360m hohen Col de Izoard.
Er ist ein landschaftlicher Leckerbissen. Im unteren Teil ist man noch im Kiefernwald unterwegs, weiter oben auf einer grandiosen Serpentinenstrecke in zerklüfteter und wilder Felslandschaft – gekrönt von der Casse déserte auf der Südseite, einer wüstenartigen Verwitterungslandschaft.
Weiter ging es durch die Combe du Queyras, eine schöne Schlucht.
Nun sind wir bei lÀrgentiere-la-Besseè in einem Hochtal weitab jeglicher Zivilisation. Die Anfahrt erfolgte über eine 10 Km lange Schotterpiste. Eine dicke Schicht Staub bedeckte den hinteren Teil des Fahrzeugs.
Wir wanderten in dieser Landschaft bereits einige Stunden, als plötzlich hinter dieser Wand, die wie gerührter Kuchenteig aussieht, ein Gewitter über uns zog.
Da es keine Schutzmöglichkeit gab, kauerten wir uns in das Bachbett und ließen den Guss mit Hagel über uns ergehen.
Am nächsten Tag erkunden wir bei Regenwetter LÀrgentiere-la-Besseè.
Ein mobiler Kompressor, erklärt das Schild am Industriegebiet.
Eine zerknitterte Deutz OME 117 am Bahnhof.
Loren im Bergbaumuseum.
Das Silberbergwerk. Wir bekamen sogar eine deutsche Führung.
Pumpenkunstgestänge in die 150m Tiefbausohle.
Hier standen die Wasserräder.
Sie trieben auch den Bremsberg an.
Die Außenanlage der Grube vor Betriebsende 1908.
Eine Druckleitung für ein Wasserkraftwerk.
Nun stand der erste Schotterpass auf dem Programm.
Bereits den ganzen Vormittag hat es geregnet, bei der Anfahrt des Col de la Valbelle goss es in Strömen und die Piste war schlammig und rutschig.
Mit dem alten T2 und seiner guten Traktion kamen wir bis zur vorletzten Serpentine vor dem Gipfel auf 2300m, doch im Knöcheltiefen Schlamm kamen wir nicht mehr weiter und rutschten wieder rückwärts hinunter.
Unsere Spuren sprechen für sich.
Doch schnell klarte es auf und wir fuhren über den Col de Cherine.
Abendliches Grillen auf 2100m, direkt an der "Passtrasse".
In diesem Tal verbrachten wir den nächsten Tag in der Nachbarschaft vieler Murmeltiere.
Abends fuhren wir auf 1700m hinunter, an den "Belvedere". Dazu muss man den Weg zum Pass verlassen und 3 Km in den Wald fahren.
Von hier aus sah man den Lac de Serre-Poncon.
Am nächsten Morgen beschlossen wir bei strahlendem Wetter, uns wie normale Urlauber ein Badestrand zu suchen und genossen den Tag am See, bis am Nachmittag einige Rauchwolken über uns hinweg über die hohen Bergen zogen, von denen wir gekommen waren. Dann setzte plötzlich eine Massenflucht ein und es hieß, eine Chemiefabrik würde brennen. Auch die angrenzenden Campingplätze wurden evakuiert.
Also verzogen wir uns in ein ruhiges Seitental, in das der Qualm nicht zog.
Da ließen wir den Tag ruhig ausklingen und wollten auch in dem fast menschenleeren Tal übernachten. Vor Einruch der Dunkelheit brachen wir zu unserem abendlichen Spaziergang auf, ein Pfad im Wald. Hier fanden wir dann einen ohnmächtigen jungen Mann, der erst kurz vorher angekommen war und an diesem schönen Platz seinem Leben ein Ende setzen wollte.
Das wollten wir verhindern und beschlossen, Hilfe zu holen.
Da in dem Tal kein Handy funktioniert, mussten wir erst mal 10 km heraus fahren- einen Weg, den man eigentlich nicht im Dunkeln fahren möchte.
Doch die Schwierigkeiten waren da noch nicht zu Ende, es dauerte nicht nur wegen der Sprachprobleme zwei Stunden, bis wir uns endlich mit der Gendarmerie treffen konnten. Sie fuhren uns dann mit Blaulicht durch den Ort und in das Tal hinterher, jedenfalls bis zur zweiten Bachdurchfahrt, da blieb ihr kleiner Peugeot stecken und ab dann gab ihre Kupplung Rauchzeichen.
Oben angekommen, hatten die drei Gendarmen mehr Angst als ich im dunklen Wald und waren entsetzt, dass die Handys nicht funktionierten.
Jedenfalls lebte der junge Mann noch und wir konnten uns um ein Uhr endlich einen anderen Platz suchen, an dem wir von der nun endlich angelaufenen Rettungsaktion nichts mitbekommen würden.
So kam es, dass wir am nächsten Morgen direkt unter der Cascade de Pisse (der Wasserfall heißt wirklich so) erwachten.
Nun hat der Bus seine schwerste Fahrt vor sich, die 40 Km lange Schotterpiste über den 2632 m hohen Col de Parpaillon.
Mittagspause bei 2300m
Europas höchster Tunnel wurde aus militärischen Gründen von 1891-1901 gebaut. Er ist 500 m lang und gewölbt, so dass man nicht erkennen kann, ob Gegenverkehr kommt. Es wird vor Steinschlag und Glatteis gewarnt, in der südlichen Hälfte gibt es tiefe Schlammlöcher.
Von den letzten 100 m gibt es ein Film:
https://www.youtube.com/watch?v=ee-lKCBUDRo&feature=youtu.be
Da müssen wir noch runterfahren...
Da es uns so gut gefallen hat, ging es am nächsten Tag durch die Gorges de Bachelard, um von dort aus Europas höchsten Pass, den Col de la Bonette, über ein Schotterweg anzufahren.
Mittagspause auf 2150m
Die Strecke war wesentlich schlechter als erwartet und wäre eigentlich mit einem T2 nicht zu befahren gewesen. Immerhin wiegt der Bus mit der Ausrüstung und Insassen trotz abgelassenem Frischwasservorrat gut zwei Tonnen und hat mit dem Zweilitermotor ein langes Getriebe verbaut, hier hätte ich mir das kurze Getriebe des 1600ers gewünscht.
Der Motor hatte aufgrund der sauerstoffarmen Höhenluft merklich weniger Leistung und diesmal größte Schwierigkeiten, die Fuhre über die viel zu dicken Steine die Steigung hinauf zu befördern, so dass die Kupplung leiden musste.
Unser Bus in endlosen Weiten.
Auf dem Col de la Bonette (2800m)- die Asphaltstrasse kann jeder fahren...
Camp de Fourches an der südlichen Bergflanke.
Vorher ging es an Bunker der Maginotlinie vorbei.
Nun gaben wir Gas, um das 150 km entfernte Cannes zu erreichen, den wir wollten heute noch an unseren Lieblingsstrand, dort, wo das rote Esterelgebirge direkt ins Meer reicht, das Wasser und der Himmel herrlich blau sind und es viele Grotten gibt. Außerdem gibt es schattige Parklplätze direkt an der Strasse- wichtig, wenn man einen Hund dabei hat, der das Auto bewachen soll.
Zum Übernachten fuhren wir auf das 1100m hohe Plateau de Caussols.
Nach zwei Tagen am Meer rief der Berg. Der Weg führte uns hinter Nizza in die Seealpen. Vor uns liegt das winzige Dorf lÈngravian, welches aus drei Häusern und einer Kapelle besteht. Von hier aus wandern wir über den Col Saint Michel (links oben) zur Mine de Eguisse, die ungefähr in gleicher Entfernung hinter dem Berg liegt.
Das Ruinendorf auf der Bergspitze vor uns lassen wir erst mal rechts liegen.
Nach drei Stunden erreichen wir die Behausungen der Bergleute.
Diese Mauerreste gehörten zu einem großen Wohnhaus.
Ein Bett im Kornfeld... naja, eher im Arsenwald.
Die Arsenrösterei
Diese winzige Lore hatte wohl mal 400mm Spurweite.
Auf der anderen Talseite liegen die Arsengruben. Dazwischen ist eine kleine Schlucht.
Dieser Stollen ist leider verbrochen.
Der kleine Wasserfall sieht ziemlich giftig grün aus.
Es gab eine Seilbahn in das Gebäude. Betriebszeit war von 1902-1931. Arsen wurde damals zum Färben grüner Tapeten und als Kampfstoff im WK 1 verwendet, vor allem aber zum Gießen von Blei und damit der Herstellung von Akkus.
Auf den Halden sind noch einige Relikte zu finden, allerdings keine Stolleneingänge. Nach einer Stunde suchen in dem weitläufigen Grubenfeld gaben wir auf, wir mussten an den Rückweg denken.
Auf dem halben Rückweg beschlossen wir, doch noch auf den Berggipfel beim Col Saint Michel zu steigen und das Ruinendorf in 1193m Höhe anzuschauen.
Hier oben nahmen wir dann unser Abendessen aus den Rücksäcken ein und beobachteten den Sonnenuntergang über den Seealpen.
Wir hatten nun noch 1,5h Abstieg vor uns.
Der nächste Tag führte uns über kurvenreiche Strecken durch die Seealpen, unter anderem über den aus dem Rallysport bekannten Col de Turini. Wenn man die Straßenführung sieht, kann man sich vorstellen, dass wir ein Weile brauchten, bis wir in Ventimiglia wieder die Mittelmeerküste erreichten.
Zunächst fuhren wir 50 Km an der Italienischen Küste und durch Städte wie San Remo und Imperia, doch verwöhnt von der Französischen Küste hat es uns hier überhaupt nicht gefallen, außerdem sind fast alle Strände von Hotels und Clubs reserviert und meistens hinter hoher Leitplanken gar nicht zu finden. Hier übertrifft das Autofahren die schlimmsten Erwartungen, auf ein Auto kommen gefühlt 50 Motorroller, die einem rechts und links und gegen die Fahrtrichtung überholen. Die anderen Autofahrer und Fußgänger benehmen sich nicht besser, jeder verlässt sich auf die gute Reaktion und die Bremse des Anderen. Daher gingen wir auf die Küstenautobahn A10, was aber kaum entspannender war, da sie fast nur aus engen, kurvigen Tunneln und Brücken bestand. Die Verkehrsdichte war sehr hoch und Sicherheitsabstand ein Fremdwort.
Jedenfalls kamen wir abends gut in Cassagna, unserem nächsten Reiseziel, an. Der winzige Ort in der Provinz Genua besteht aus einer handvoll halb verfallener Häuser.
Nach einer Übernachtung im Wald wies uns am nächsten morgen die heilige Barbara, Schutzpatronin der Bergleute, den Weg zur Mineria di Cassagna.
Wir konnten mit dem VW Bus direkt in den Tagebau fahren und direkt dahinter die ersten beiden Stollen erkunden.
Die Grube verzweigte sich mehrfach, allerdings waren alle Strecken nach kurzer Zeit verbrochen, vermutlich auch durch die Sprengungen im Tagebau darüber.
Wir erkundeten auch den oberen Teil des Tagebaus, es gab ein dutzend verfallener Betriebsgebäude.
Als wir das Tal bereits wieder verlassen wollten, fiel uns dieser Seilbahnmast und die Pinge daneben in der gegenüberliegenden Wand auf.
Diese Brücke hatten wir bereits vorher hinter den Brombeerhecken entdeckt, aber nicht weiter beachtet.
Die Brücke führte direkt zu einem weiteren Stollen.
Der Eingangsbereich war verbrochen. Der kerzengerade Stollen dahinter endete nach 600m mit einer sauberen Ortsbrust, es gab eine weitere Strecke mit Sprengkammer, Druckluftkessel und Rollloch, welches zu einer oberen Sohle führte.
Direkt neben dem Stollen führt ein Pfad nach oben. Gespannt folgtem wir ihm.
Als erstes trafen wir diese kleine Seilbahnverladung an, direkt dahinter den Stollen.
In dieses Rollloch wurde das Erz gekippt und auf der unteren Sohle mit den Loren abgezogen.
Natürlich konnten wir uns ein bisschen Grubenspektakel nicht verkneifen:
https://www.youtube.com/watch?v=xM9Ce1BqGuk&feature=BFa&list=ULuCGx01n_pgQ
Als wir gerade ausfahren wollten, flatterte ein großer Kautz um uns herum, denn die Dämmerung setzte ein und er wollte heraus zum Jagen.
Wir blieben drei Tage in dem Tal. Es war eine tolle Zeit, morgens Gruben suchen, nachmittags ins 10 km entfernte Sestri ans Mittelmeer zum Baden, abends die Gruben befahren und ausgiebig fotografieren.
Danach kamen die Duschsäcke zum Einsatz.
Von dem Steinschlag, vor dem dieses Schild warnt, haben wir zum Glück nichts bemerkt.
Nun gibt es noch weitere Eisenerzgruben, die auf das gleiche Vorkommen bauten.
Wir erreichten die Miniera di Molinello nach einer Viertelstunde fahrt.
Zunächst führt die Grubenbahntrasse in die Wand gehauen an der Schlucht entlang, Förderwagen wurden hinuntergeworfen.
In einem kleinen Stollen lebt diese Fledermaus.
Neben den Betriebsgebäuden steht der Kompressor.
Der Stollen dahinter ist kurz nach dieser Erzrutsche verbrochen.
Danach ging es einen Bremsberg hoch.
Dieser endet vor diesem Stolleneingang.
Zwischen der Wanne und dem Gesenk führt ein Querschlag zu einem Schrägstollen.
Der Bremsberg wurde von dem tieferliegenden Stollen, den wir vorhin befahren hatten, durchschnitten.
Auch durch ein Rollloch konnten wir die Gleise des tieferen Stollen sehen.
Der Stollen führte nach 50m wieder ins Freie.
Es ist also eigentlich nur ein Tunnel durch eine Bergnase.
Plötzlich steht sie dann vor uns, die Jenbacher JW 15 im Dornröschenschlaf.
Nach einigen Metern führen die Schienen über den Bach in den Stollen.
Bereits nach 20m führen die Gleise über ein 30m tiefen Verhau.
Es wurde auch nach oben abgebaut.
Die weitere Grubenbefahrung verlief ereignislos, die Hauptsrecken waren oft verbrochen, aber über Querschläge und Abbaue wieder erreichbar.
Also fuhren wir nach einer halben Stunde wieder aus.
Direkt neben der abgestellten Lok entdeckten wir noch einen Stollen hinter den Büschen ohne Gleisanschluss. Ich kam mir vor wie in einem Verteilerstück, es ging im Abstand von wenigen Metern nach oben und unten, rechts und links und ans Tageslicht.
Es gibt noch eine tiefere Sohle des Bergwerks, dazu mussten wir wieder an der Schlucht zurück entlang bis an die Strasse und von da aus in den unteren Teil der Schlucht. Zunächst interessierte uns dieser Schuppen und sein Inhalt.
Unter anderem liegt ein halbes Lokgetriebe davor.
Das nächste Produkt aus dem Hause Jenbacher, diesmal ein JW 20.
Dahinter ein Eimco Wurfschaufellader, genauso wie die Lok halb zerlegt.
Noch eine Jenbacher, diesmal wieder eine JW 15.
Die Sprengkammer.
Luttenrohre zur Bewetterung der Grube.
Ein abgesoffener Schrägschacht mit Förderkübel.
Nach 2 Stunden fahren wir aus.
Auf dem gleichen Gangzug gibt es noch ein Besucherbergwerk, die Miniera Cambatesa.
Leider war schon geschlossen, anscheinend werden die Besucher mit zwei Zügen mit Akkuloks in einer Schleife durch den Berg gefahren. Es gibt daher einen elektrischen Weichenantrieb.
Nach so vielen Roteisensteingruben steht nun eine Kupfergrube auf dem Programm, die Miniera Libiola.
Bei der Anfahrt stand der Bus plötzlich in dieser Vitriolbrühe, die aus einem schlecht gesicherten Stollen kam.
Der Albtraum jedes Oldtimerfahrers- durch einen Säurebach fahren...
Da wir nun bereits 21 Tage unterwegs sind, treten wir nun die Heimfahrt an. Zunächst durch das bergige Hinterland und die Trebbiaschlucht Richtung Piacenza.
Von dort ging es auf der Autobahn in die Schweiz.
Bei Bellinzona gibt es imposante Granitsteinbrüche mit gigantischen Derickkränen.
Außerdem einen kleinen Denkmalzug mit einem Jenbacher Pony.
Dann besuchten wir die Feldbahnfreunde Otelfingen.
Tom führte uns durch die heiligen Hallen, in der es Raritäten aller Hersteller zu sehen gab.
Zu meinem Erstaunen erfuhr ich , dass Jungloks in die Schweiz immer außengelagert geliefert wurden, egal welche Spurweite.
Vor der Halle ist noch ein beachtlicher Arbeitsvorrat an Lokomotiven abgestellt.
Nach 23 Tagen und 3200 km sind wir nun wieder zuhause, und der VW Bus hat alle Strapazen (auch dank der Ölkühlanlage) ohne nennenswerte Schäden überstanden. Allerdings habe ich nun bereits sämtliche Gummiteile des Tanks ersetzt, da immer ein leichter Benzingeruch den 37 jährigen Schläuchen entwich. Den Schlauch des Einfüll- stutzens fertigte ich aus zwei des Sprinters an, da er nicht mehr zu bekommen ist. Der Tank sitzt
zwischen Motor und Rücksitzbank, über dem Getriebe, unter dem Laderaumboden, das ist eine ziemliche Fummelarbeit, die ich schon Jahre hinausgeschoben habe.
Den Reifen sieht man auch die Schwerarbeit auf den Geröllpisten an, auch die Bremsen sind von den Pässen ein ganzes Stück abgefahren. Die vordere Nummernschildhalterung blieb aufgrund des ungünstigen vorderen Böschungswinkels auf der Strecke, aber zur Verwunderung der Gelände- wagenfahrer ist der Unterflurfrischwassertank unbeschädigt geblieben.
Der alte Bus hat sich tapfer geschlagen und ist in Gegenden vorgedrungen, die für den
durchschnittlichen Autofahrer unerreichbar sind.
Er hat auch den Vorteil, dass ich mir sicher sein kann, ihn mit dem mitgeführten Werkzeug und Ersatzteilen immer wieder zum laufen zu bekommen, wo und was auch passiert. Doch zum Glück wurden die Ersatzteile genauso wenig wie die elektrische Seilwinde mit 50m Stahlseil gebraucht, die wir nach den Erfahrungen in 2010 eingepackt haben.
Der Spritverbrauch lag bei 11l bei Tempo 110 auf der Autobahn, 20l bei Paßfahrten und über 40 l bei den Schotterpässen.
Daher war das bestimmt nicht die letzte Tour dieser Art, besonders in den französischen Alpen hat es uns gut gefallen. Von vielen Altbergbaugebieten haben wir nur ein Bruchteil gesehen, und einige geplante Schotterpisten wie die ligurische Grenzkammstrasse sind auch aus Zeitgründen ausgefallen. Das nächste Reiseziel steht also schon fest.
|