Rund um Freiburg

Heute geht es um das Bergwerk Suggental, die private Feldbahnsammlung Freiburg und einen ehemaligen Steinbruch am Kaiserstuhl mit einigen Überraschungen.

An einem Freitag morgen ganz früh, Start zum Bergbauworkshop in Wieden, veranstaltet von den Gewerken des Bergwerks Finstergrund.
Kurz nach Sonnenaufgang erreiche ich das Schauinsland, hier oben liegt auch schon im November Schnee.





Es gab den ganzen Tag interessante Vorträge, für jeden war etwas dabei, und gute Verpflegung! Besonders gefreut habe ich mich auf die Vorträge über die Gruben Tannenboden und Gottesehre, da ich die ja bereits aus den 80er Jahren kannte (Tb siehe mein Befahrungsbericht von 1995 hier). Doch auch mittelalterliche Münzherstellung und aktueller Bergbau in Stetten war sehr interessant, um nur Beispiele zu nennen.
Während sich die anderen Teilnehmer dem Mittagessen widmeten, fuhr ich mal schnell zum Tannenboden hoch. Da sieht es heute so aus:





Der Programmpunkt "Ausklang" ging bis sehr spät in die Nacht auf dem Finstergrund.
Zu vorgerückter Stunde ging es hoch in den Stollen 4 um den aktuellen Arbeitsvorschritt bewundern.






Die Nacht war kurz, einige Stunden später klingelte schon wieder der Wecker, heute geht es ins Suggental.
Hier sammeln sich bereits erste Teilnehmer. Die Empfehlung für die Befahrung lautete Overall, Gummistiefel und besser kein Rucksack...das ließ erahnen, es ist kein gewöhnliches Besucherbergwerk. 



Im Silberbergwerk Suggental legen Ehrenamtliche die alten Stollen aus dem 13. und 18. Jh. frei, die zum größten Teil komplett mit Schlamm und Abraum zugesetzt sind bzw. waren. Ein großer Teil der Gänge wurde von ihnen in Getriebezimmerung wieder aufgefahren, eine wirklich höllische Arbeit in den engen Gängen.
In den schmalen, teilweise nur 80 cm hohen Stollen kann man natürlich nicht mit einer "modernen" Grubenbahnen aus dem 20.Jh. arbeiten.
Während der zweiten Abbauperiode wurden dort Hunte eingesetzt, das originale Huntsgestänge von 1780 ist stellenweise noch erhalten.
Was lag also näher, als wieder Huntsläufe einzubauen und für schöne zeitgenössische Optik zu sorgen, aber mit völlig neu entwickelten Förderwagen und einer selbst fahrenden kleinen Lok auf aktuellem technischen Stand.




Wir krochen in die teilweise nur 80cm hohen Gänge aus dem 13Jh. Zu dieser Zeit endete der Bergbau abrupt, es gab eine Überschwemmung, die das Dorf wegriss, die Gruben flutete und die Bewohner auslöschte. Erst um 1780 wurde wieder Erz gesucht, und beim teilweisen Auffahren der alten Stollen 12 Gebeine gefunden, es scheint also wirklich eine Katastrophe gegeben haben, einer Sage nach die Strafe für frevelhaftes Verhalten auf einer Hochzeit.








Und hier ist sie nun, die moderne Version eines Spurnagelhunt.
Sie dient nur dem Zweck, die Eimer mit Schlamm bis zum Schacht zu befördern.
HTPs://youtu.be/_hTBfGSoUXQ






Im Gegensatz zu den ursprünglichen Hunten gibt es hier zwei drehbar gelagerte Spurnägel pro Wagen und Lenkrollen. Das macht das Durchfahren von engsten Radien möglich, wie wir gleich sehen werden.




Der Versatz wird in einen Förderkübel gekippt und über einen Schacht 30 m nach oben über ein selbstgebauten Förderturm gezogen.




Tatsächlich, rechtwinklige Gänge sind mit einer Spurnagelbahn möglich.




Hier steht alles unverändert seit 1780.




Nach 90 Minuten Kriechen und Klettern durch enge Stollen und Schächte waren wir am Tageslicht. Verschlammt und begeistert, was die Männer (und Frauen!) hier leisten.




Der kleine Förderturm befördert das Material ans Tageslicht. Heute direkt in einen Container, Anfangs mit einer Feldbahn, es wurden dafür Gleise gelegt (600nmm) und Loren in den umliegenden Steinbrüchen geholt.






Die Kippstelle.




Flachwagen.






Da die Loren nicht mehr gebraucht werden, wurden sie als Denkmal aufgestellt.
Ein wenig mehr Liebe könnten sie schon vertragen, aber man hat hier andere Schwerpunkte und sieht sie eher als neuzeitliches Arbeitsgerät, was im Moment nicht gebraucht wird.




Eine ganz außergewöhnliche Lore, ein Zweizapfenkipper, mit dicken Spurkränzen, welche auch ein Einsatz ohne Gleise auf Beton möglich machten. Vorne und hinten offenbar mit großen Holzleisten am oberen Rand der Mulde für den Handverschub.
Die Lore stammt dem Vernehmen nach aus dem Schwarzwald, wir haben bis jetzt keine Vorstellung, bei welchem Hersteller sie gebaut wurde, ich könnte mir Aufgrund der filigranen Bauweise und der Nähe zur Grenze auch vorstellen dass sie aus Frankreich stammt.









Besonders schön, eine Lore von Leipziger & Co, ist mir bisher noch nicht bewusst über den Weg gelaufen. Lediglich Achslagerlager von Leipziger gibt es auch in meiner Sammlung.









Kurzbesuch bei der Feldbahn Freiburg St. Georgen, neben der Bundesbahntrasse, ganz in der Nähe der Grube Schönberg.

Es hat mich gefreut, hier die Eigenbaulok von Dirk Sensenstein aus Malsch mit Hydrostatischem Antrieb wieder anzutreffen, die hier erst betriebsfähig vollendet wurde. Es gibt eine 320m lange Fahrstrecke mit Ausweichen, Abstellgleisen und zwei kleine Lokschuppen. Die Jung EL 105 verweigert bei der Kälte den Dienst und schaute nur kurz aus ihrem Schuppen. Ein Ziegelei Bestückungswagen wird als Regal für Schwellen genutzt.

Natürlich wurde gleich gefahren und einiges bequatscht, hier wirkt eine nette Truppe, auch wenn wir verschiedene Ansätze haben.
Ich lasse einfach mal Bilder sprechen:
























Das Highlight der Tour war der ehemalige Phonolith Steinbruch Niederrotweil / Vogtsburg, Kaiserstuhl.
Zunächst soll darauf hingewiesen werden, dass er als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist und in der ersten Jahreshälfte nicht betreten werden darf.





Bereits am Eingangsbereich liegen Gleise.




Ein Unterstand.






Interessant wird es im hinteren, tieferen Teil. Hier muss das Gebirge sehr Wasserdurchlässig sein, denn es gibt nirgends einen Abfluss.
Ein Felbahngleis ist schon zu erkennen.












Am Ende des Kessels wurde über einen Bremsberg gefördert. Sensationell, die beiden Fahrschemel liegen noch hier und sind komplett erhalten!




Interessant sind die Achsen mit unterschiedlichem Laufflächendurchmesser.













Zum größten Teil mit Geröll bedeckt liegen die Bremsberggleise noch komplett da. 












Das Bremspedal.




Daneben der Einstieg in das unterirdische Bremswerk.











Da hier das Gestein nach oben gefördert wurde, brauchte das Bremswerk auch noch einen Antrieb, hier ist das Getriebe zu sehen, Überreste eine Elektromotors und die Schaltschränke sind auf der anderen Seite.










Eine einzigartige Anlage ist hier komplett erhalten, mir ist kein weiterer komplett erhaltener klassischer Bremsberg bekannt. Nun ist natürlich von Vorteil, dass er in einem Naturschutzgebiet liegt, daher dürfte der Bestand unangetastet bleiben.
Dies ist aber für die Fahrschemel von Nachteil, da sie unten im Feuchtgebiet liegen und schon teilweise von Moos bedeckt sind, was die Korrosion besonders schnell fortschreiten lässt. Es müssten also die Büsche um die Fahrschemel ein wenig gerodet werden und das Moos entfernt werden, das würde schon viel zum Erhalt beitragen. Ein Unterfangen, was in einem Naturschutzgebiet in Deutschland mit seinen verkrusteten Behörden wahrscheinlich aussichtslos ist, selbst wenn sich Freiwillige finden würden. Die Technik unserer Großväter und Urgroßväter verfällt, gerät in Vergessenheit und kaum jemand interessiert sich dafür, während man Artefakte vom Mittelalter genau sichert, rekonstruiert und schützt.

 


Nach dem Bremsberg durchkreuzte die Steinbruchbahn den stehengebliebenen Berg in einer kurzen Schlucht. Von dort ging es entweder mit einer 130m langen Brücke in die Brecheranlage, oder den Hang hinunter und dann mir einem Lorenaufzug wieder hoch, was ich eher nicht glaube.
Das markante Gebäude mit dem Rest der Brücke ist leider dem Verfall Preis gegeben, aber immerhin, es steht noch!






Die Warnschilder sind berechtigt, da sollten man nicht mehr hinein gehen, es bereits einiges zusammengebrochen.

Fahrtage
 
Veranstaltungen:

Fackelfahrt am 06.01.2024 16-20 Uhr
Ausweichtermine bei schlechtem Wetter
13. oder 20.1.2024.

Fahrtage am 24.3. und 22.09.2024
11-17 Uhr:
Fahrten mit dem Personenzug
und Schaufahrten mit
historischen Lorenzügen.
Um 13:00 Führung
durch die Feldbahnsammlung
 
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