Das Zementwerk Société Chiron Freres am Nordrand des Chartreuse war unser Ziel an einem verlängerten Wochenende im Herbst 2014.
Dieses Zementwerk verfügte im Laufe seiner Betriebszeit über eine Vielfalt von Transportmittel, die uns neugierig machte, was noch davon übrig ist.
Auslöser für unsere Nachforschungen war dieses Bild:
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Eine Feldbahn- Zahnradbahn sieht man nicht alle Tage.
Ab 1857 wurde Kalk zur Zementherstellung abgebaut, zunächst unter Tage.
Wie zu dieser Zeit üblich, wurde das Material mit Ochsenkarren befördert.
1912 ging nach 4 Jahren Bauzeit die 5 km lange Zahnradfeldbahn mit 600mm Spurweite in Betrieb.
Die beiden eingesetzten O&K Dampfloks aus Deutschland konnten aufgrund der Steigung jeweils nur maximal 4 Holzkastenkipper ziehen bzw. bremsen.
Die kleine Bahn wurde 1924 schon wieder teilweise stillgelegt, die Elektrizität hielt Einzug und 1936 ersetzte eine Drahtseilbahn die komplette Zahnradfeldbahn. Jede Seilbahnwanne konnte 300 Kg fassen, was immerhin für eine Jahresförderung von 50000 Tonnen gut war.
Nachdem 1963 ein 3,8 Km langer Tunnel für eine unterirdische Förderbahn mit 1,10 Meter Spurweite in Betrieb ging, baute man die Seilbahn ab, deren Lärm den Ort Jacob-Bellecombette gestört hatte. 1980 wurde das Werk von Vicat übernommen und 1993 geschlossen. Die Förderbahn durch die „Metro“ war bis zum Schluss in Betrieb.
Wir steigen von Montagnole in den obern Tagebau ab. Der Schlot des Zementwerkes, aus dem schon 20 Jahre kein Rauch mehr aufsteigt, ist auf der anderen Talseite zu sehen.
Vorbei geht es an einigen verbrochenen Stolleneingängen und Gleisresten.
Der gesuchte Stollen hat das Profil eines Eisenbahntunnels. Darin sollen noch Holzkastenkipper erhalten sein.
Durch das Loch im Gitter passen schlanke Männer durch. Etwas stabilere haben danach blaue Flecken.
Nach zwei Minuten kommen wir an abgesoffenen Hallen vorbei.
Hinter den Verbrüchen staut sich das Wasser. Leider ist darin auch zäher Schlamm. Sehr heimtückisch, trägt er zunächst, doch mit weiteren Schritten sinkt man immer tiefer wie in Treibsand bis über die Gürtellinie. Es sind drei Abschnitte mit je 8 m Länge zu überwinden, Schwerstarbeit.
Doch nun sind sie in Sicht, die Objekte meiner Begierde, die Holzkastenkipper. Eingerahmt von Verbruchmaterial und 1,30m tief im Schlamm stehen sie in einem Querschlag. Es waren bis vor kurzen noch fünf Wagen, doch die hinteren drei sind vollständig unter Material begraben, welches erst vor kurzem vom First heruntergebrochen ist.
Den beiden anderen Wagen auf der Hauptsrecke, die vor meinen Füßen liegen, erging es nicht besser, auch hier sind ganz frisch Gesteinsbrocken heruntergekommen, die noch nicht mal im Schlamm versunken sind und die Wagen demoliert haben.
Auf dem Rückweg blieb ich auf halber Strecke im Schlamm stecken und der Berg klaute mir einen Stiefel. Man sieht die Wasserlinie knapp unter den Schultern und der Schlamm reichte bis zum Bauch. Außerdem sieht man meine Spur durch den Schlamm links im Bild. Der dafür eher ungeeigneten Kleidung ist anzusehen, dass dies so nicht geplant war.
Zum Glück gab es vor dem Stollen einen Bach. Es dauerte 90 Minuten, bis meine Ausrüstung und ich wieder sauber waren. Sarah holte mir zwischenzeitlich andere Schuhe aus dem Auto, dann ging es, nun wieder sauber und zufrieden, weiter.
Ab 1920 gab es italienische Gastarbeiter, die hier untergebracht waren. Der Tagebau nagte das Gelände rund um das Wohnheim ab, so steht es heute auf einer Anhöhe.
Nach einer weitern Stunde entdeckten wir mitten in den weitläufigen Anlagen die „U-Bahn“ nach Chambéry.
Zunächst führt ein Bremsberg 1,5 Km in die Tiefe.
Den Ort Jacob-Bellecombette müssen wir hier schon längst komplett unterquert haben, als der Bremsberg in einen horizontalen Förderstollen übergeht.
Ein Grubentelefon aus den 90er. Leider konnten wir nicht nach Hause telefonieren.
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Nach einem weitern Kilometer hören wir über uns Autos fahren, wir müssen nun unter der Avenue de Lyon in sein, mitten in der Stadt Chambéry.
Nun wird es nass, es ist schon spät und nach 2 Km in dem eingleisigen Stollen drehen wir um.
Hier kommt das viele Wasser her, eine Wasserader wurde angeschossen.
Neben dem Bremsbergstollen, der an die Oberfläche führt, verschwindet die eingleisige Strecke weiter im Berg. Natürlich plagt die Neugier und wir laufen noch zwei Kilometer, jetzt unter ständiger Beobachtung der Luftqualität mit der Flamme, denn im Gegensatz zum Bremsbergstollen und dem anderen Förderstollen gibt es hier kein Wetterzug mehr. Der CO2 Überschuß meldet sich auch schon mit Kopfschmerzen bei mir und wir drehen um.
Nachdem wir nun hier unten 11Km unter Tage marschiert sind, fahren wir gegen 22h aus. Dummerweise steht unser Auto noch immer drei Km weiter oben am Berg über dem höchsten Tagebau.
Dort in der Nähe schlagen wir unser Nachtlager auf.
Am nächsten Morgen: Auf der Fahrt zum unteren Teil des Tagebaus geraten wir in ein Bergrennen mit historischen Fahrzeugen. Unser Syncro fiel zwischen Porsche 911, Ford Sierra Cosworth, BMW M3 E30 und Renault 5 Turbo nicht weiter auf.
Unser Ziel war die ehemalige oberirdische Förderbahn des Zementwerkes. Hier der zugemauerte Tunnel, über die Strasse darüber donnern die Rallyefahrzeuge.
Wir folgen der Trasse und finden den Stollen mit dem merkwürdigen Namen Reifenstapel, welcher 1890 angeschlagen wurde. Die Befahrung wird im Eingangsbereich ziemlich nass.
Das sauber betonierte Gleisbett endet abrupt an der Ortsbrust.
Nach einer Stunde haben wir bereits alles unter Tage gesehen und folgen weiter der Feldbahntrasse ins Tal.
Fundamente der Fahrdrahtmasten.
Ob hier in der Nähe das Bild der Zahnradfeldbahn entstanden ist?
Die ehemalige Feldbahnstrecke verschwindet im Dornengebüsch.
Wir fahren durch Chambéry zum untern Teil des Zementwerkes, welches wir gestern Abend fast unterirdisch erreicht hätten.
Mitten in der Stadt neben den Wohnhäusern entdecken wir den Förderstollen und die Förderbahn. Zunächst faszinieren uns die drei uralten Fahrdrahtloks. Eine trägt ein Fabrikschild von 1928. Die außergewöhnlichen Maschinen wurden nachträglich mit Druckluftbremse und Kompressor ausgerüsted.
Wir gehen ein Stück in den Stollen und erreichen nach 200m die Stelle, an der wir gestern Abend von der anderen Seite aus den Rückzug angetreten haben.
Es gibt noch eine Vielzahl zu dem Werk gehörende Stollen, die wir zwar gesucht, aber nicht gefunden haben.
Anschließend fuhren wir noch mal den unterirdischen Kalksteinbruch in Chanatz an, den wir aber wie bereits im Sommerurlaub wieder nicht fanden.
Vor Montagnole waren wir bei Grenoble unterwegs, auch wieder im unterirdischen Marmorbruch und im dortigen ehemaligen Zementwerk. Doch davon gibt es schon genug Fotos im letzten Reisebricht.
Wir übernachteten auf dem Gelände des Zementwerks, wie im Sommer mit den T2.
Dieses Mal fuhren wir auch die Steinbrüche hoch über dem Zementwerk und den Stollen an.
Von hier oben aus weckten diese Löcher in einer Steinbruchwand auf der anderen Talseite unser Interesse.
Dort stolperten wir zunächst wieder über einige Ruinen.
Riesige unterirdische Hohlräume.
Diese Seilbahn direkt daneben führt auf den Berg zu einem weiteren VICAT-Steinbruch. Am anderen Ende der Seilbahn befindet sich das in Betrieb stehende Zementwerk.
Am Steinbruch angekommen, begrüßt uns eine alte Feldbahnbrücke, neben einigen alten, bewohnten Betriebsgebäuden.
Von hier aus fahren wir weiter in das Montagnole Werk.
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