Vier Tage, 1400 Kilometer, 20 angefahrene Gruben und davon 14 befahren, das sind die Eckdaten der Tour, die uns in der letzten Septemberwoche 2020 in die Region Grand-Est führte. Der Rest von Frankreich war inzwischen als Corona Risikogebiet eingestuft und damit für uns tabu. Erster Anlaufpunkt war in der Nähe der Stadt Troyes, 150 Km vor Paris. Danach ging es im Zickzack Richtung Norden, durch die Ardennen, ein gutes Stück nach Belgien rauf und über Luxemburg wieder zurück.
Früh am Freitag morgen ging es los, nach 520 Km erreichten wir am Nachmittag unser erstes Ziel, den Oldtimer Quarry. Das hatten wir eigentlich erwartet:
https://youtu.be/VXlmSfn6PVU?t=136
Leider wurden die Oldtimer fast komplett geräumt, es sind neben einem zersägten Peugeot 403 nur noch ein paar Fahrgestelle von Vorkriegsoldtimern und Einzelteile übrig.
Direkt nach diesem enttäuschenden Programmpunkt ging die Fahrt weiter.
Während im Umland von Troyes das für die Region charakteristische Fachwerk überwiegt, werden es immer mehr Gebäude aus Kalkstein, je näher wir St. Dizier kommen. Dabei handelt es sich um Sedimentgestein, den Mergel, der in hier in Steinbrüchen abgebaut wurde und auch in ein paar Betrieben immer noch abgebaut wird. Früher geschah dies meist mit geringer Überdeckung unter Tage, heute nur noch im Tagebau. Je nach Eisengehalt ist der Mergel mehr oder weniger gelblich.
Auch das Pennsylvania Denkmal in Varennes en Argonne, an dem wir später vorbei kommen, ist aus regionalem Mergel erbaut.
Vorbei geht es zunächst an Steinbrüchen die noch vor kurzem in Betrieb waren.
Links ist die Schnittfläche einer modernen Diamantkettensäge mit zwei Meter Schwert zu sehen. Von solchen Geräten konnten die Steinbrecher zu Zeiten der untertägigen Steinbrüche nur träumen.
Unweit davon werden die ersten Löcher im Berg als Unterstand für landwirtschaftliche Geräte genutzt.
Es ist bereits 20 Uhr, wenn wir gewusst hätten, welche umfangreiche Anlagen nun vor uns liegen, wären wir die Befahrung vielleicht anders angegangen.
Zunächst versuchten wir uns wie üblich einen Überblick zu verschaffen. Doch hier sind ganze Landstriche unterhöhlt und stehen nur auf den verbliebenen Pfeilern, die nächsten beiden Bilder entstanden nach zwei Stunden Befahrung in südlicher Richtung, doch bereits direkt hinter dem Eingang hätten wir das gleiche Motiv in diesen gefühlt unendlichen Weiten gehabt. Wir überlegten ernsthaft, die Anlage mit dem Auto abzufahren, mit dem VW Bus hätten wir das auch gemacht, aber da wir den sportlich getrimmten Audi mit wenig Bodenfreiheit dabei hatten, wäre das keine gute Idee gewesen.
Alles sieht gleich aus und ist ziemlich eintönig, es liegt und hängt viel Plastikfolie herum, da es nach dem Bergbau Nachnutzungen als Pilzzuchtfarmen gab.
Als wir das südöstliche Ende des Abbaufeldes erreichen, führt in östlicher Richtung eine Strecke, die optisch ansprechender ist und von der nur wenige Strecken in ältere Abbaue abzweigen.
Ein kleiner Gang fürt zu einer Wendeltreppe.
20 Meter weiter oben wurde diese leider in Holz errichtet und ist zusammengebrochen, wie man sieht geht es ein Stück darüber wieder in Stein weiter, aber alles ist brüchig.
Wir waren hier direkt unter einem Dorf und das war wohl ein Zugang für die Arbeiter.
Zurück auf der großen Strecke kommen nun immer mehr Strecken aus Norden dazu, inzwischen ist mit Beton ausgebaut und es gibt ein Gleis in der Mitte.
Nach einigen hundert Metern erreichen wir einen weiteren, allerdings versperrten Ausgang.
Wieder zurück bei den vielen Abzweigungen erkunden wir die östlichen Abbaufelder Richtung Norden. Zunächst hier ein schöner alter Teil, der mit Grubenbahn aufgefahren wurde.
Schwellenabdrücke der Grubenbahn
Von hier aus gelangen wir in weitere modernere Pfeiler-Kammern-Abbaue, die wir aber nur noch stichprobenartig erkunden. Wieder können wir uns nur einen groben Überblick verschaffen, es ist unmöglich alles abzulaufen und es sieht wieder alles gleich aus.
Einen eigenen Bildbericht könnten die Zeichnungen der Arbeiter an den Wänden füllen.
Da es auch viele neue Schmierereien gibt, fielen die alten Zeichnungen zunächst gar nicht auf.
Schon eine Weile hörten wir ein Gebläse laufen, und tief im Berg standen wir dann vor diesem verschlossenen Tor und einem ziemlich neuen landwirtschaftlichen Anhänger, hier ist also noch eine Pilzzuchtanlage in Betrieb, die wohl über den betonierten Stollen angefahren wird.
Nun gehen wir zügig zurück, es ist schon spät.
Gegen zwei Uhr morgens sind wir dann bei unserem Auto, bauen die Zelte auf und fallen nach dem Duschen und Essen auf die Schlafsäcke, denn es ist für Ende September noch ungewöhnlich warm, mittags hatte es um die 38°.
Nach dem Frühstück geht es nochmal in die gleiche Anlage, diesmal gleich in den nördlichen Teil.
Über diesem Tagschacht müsste das Gelände eines Steinbruches sein, der heute noch in Betrieb ist.
Hier wurden die Werksteine damals nach oben gefördert, an dem angrenzenden Platz bearbeitet, gelagert und auf die Kleinbahn verladen.
Nach einiger Zeit erreichen wir eine Verpackungsmaschine für die Pilze und ziemlich viel Unrat.
Dem Rost nach ist sie auch schon lange nicht mehr in Betrieb.
Wir irren noch eine Weile in der Anlage herum, eher lustlos da es nur wenig schönes zu sehen gibt und alles gleich aussieht.
Auf anderen Wegen kommen wir auch wieder in den östlichen Teil, hören weit in der Ferne wieder das Gebläse laufen und brechen ab.
Draußen ein Blick auf den Lagerplatz des Tagebaues, der noch in Betrieb ist. Irgendwo hinter den Büschen muss der Schacht sein, unter diesem Gelände sind wir vorhin herum marschiert.
Erinnerung an die unterirdischen Steinbrüche und Champignon Zucht.
Und an die Kleinbahn, die den industriellen Abbau erst ermöglichte.
Schwellen sind noch viele auf den landwirtschaftlichen Wegen erhalten.
Der nächste Zugang liegt in einem zugewachsen Tagebau im Wald. Hier ruht der Betrieb schon lange.
Im Berg ist alles brüchiger und daher teilweise abgestützt. Die Anlage ist klein und wir sind in 20 Minuten durch.
Hier wurde eine Kluft abgeschnitten.
Im nächsten Wald ist die Situation ähnlich. Die Vegetation hier in diesem Tagebau dürfte 70 Jahre alt sein.
Hier gibt es gleich zwei Zugänge. Vermutlich zwei verschiedene Betreiber, da auch im Inneren unterschiedlich angelegt nur durch wenige Gänge verbunden.
Zunächst der linke Teil. Hier sind wir in einer halben Stunde durch.
In dieser Ortsbrust sieht man schön wie schwierig und arbeitsintensiv die Gewinnung der Mergel Rohlinge war.
Da gab es noch keine Diamant Kettensäge, nur Bohrer, Stahlkeile und Drahtseile zum Schneiden.
Ein Durchschlupf in den anderen Betriebsteil.
Die Bohrpfeifen sind hier gut zu erkennen.
Die Gehaltsabrechnungen, verewigt an der Wand, eine von vielen.
Nach 45 Minuten plötzlich Tageslicht, ich bin kurz am Zweifeln, ob wir in dem Irrgarten im Kreis gelaufen sind.
Es ist ein weiterer Ausgang. Wir haben zwar noch nicht alles unter Tage gesehen, orientieren uns aber dank Google Maps und treten den Weg zum Auto oberirdisch an.
Unweit davon ein weiterer kleiner Abbau, den Hinterlassenschaften nach von Füchsen bewohnt.
Sehr primitive Abstützung des brüchigen First.
Einen Kilometer weiter der nächste Zufallsfund, wieder relativ klein.
Ob diese O&K MD2 hier in der Carriere Souterraine de Rinval im Einsatz war, ist eher zu bezweifeln. Sie hat noch den originalen 2-Zylinder Reihenmotor, den es so nur in der Vorkriegsbaureihe gab, leider ist er fest. Ansonsten ist die Lok in einem sehr schönen kompletten Zustand, auf Anlasser umgebaut der vorne aus der Haube schaut, Auspuff und Dach sind ein Fantasieprodukt.
Außerdem sind noch schöne Flachloren aus der Abbauzeit vorhanden.
Hier gibt es Führungen in den unterirdischen Steinbruch und eine Austellung, allerdings nur auf französisch, was wir dann aus Zeitgründen ausließen.
Von hier stammen die Steine, aus denen die vier Sockel des Eifelturm gebaut wurden. Bei Interesse einfach mal googeln.
Statt dessen schlugen wir uns ein paar Kilometer weiter wieder durch die Wälder. Wir fanden dieses Mal zwar keinen Zugang, aber immerhin ein Lorenwanne auf der Halde.
Beim nächsten Programmpunkt lief es wieder besser. Mitten im Urwald die ersten Bergbau Ruinen.
Eine schöne übersichtliche Anlage wartete hier auf uns, die wir in 1,5 Stunden komplett erkunden konnten.
Der zweite Tag unserer Tour neigt sich dem Ende, die nächste Anlage wieder ein paar Kilometer weiter finden wir nicht auf Anhieb, und so erreichen wir den Zugang erst im Dunkeln.
Hier wurden misslungene Werksteine abgelagert, vor langer Zeit, einige sind schon versintert.
Der Abbau ist klein, wir sind in 10 Minuten durch, auch recht, kommen wir heute früher in die Betten.
Am Sonntag geht es früh aus den Federn, heute haben wir noch viel vor.
Die nächste Grube entpuppt sich erst mal als tiefer Tagebau, an dem einst eine Bremsberg Rampe nach unten lief. Doch wegen des Bewuchs sind davon keine Bilder möglich.
Es gibt dort unten direkt unter uns einen Zugang in die untertägigen Baue.
Gleich im Eingangsbereich ist Chaos, den trotz ausreichender Überdeckung ist alles brüchig. Das eingebaute Verbauholz ist faulig und teilweise herunter gebrochen.
Weiter im Berg wird es stabiler und es war kein Verbau mehr nötig.
Wieder öffnen sich unendliche Weiten.
Davon haben wir aber genug gesehen und biegen südöstlich in die älteren Abbaufelder ab. Das Gestein ist jetzt wesentlich dunkler. In vielen Gängen wurden misslungene Werksteine abgelagert, teilweise auch Abraum.
Oben ist ein Lichtspalt zu sehen, da eine Kluft angeschnitten wurde. Den vielen Gebeinen nach sind Tiere hinein gestürzt und verendet.
Wieder erfolgten die Abrechnungen an der Wand, hier eine von 1948.
Ein schöner alter Betriebsteil.
Das Gestell eines hölzernen Schubkarren.
Nochmal Tageslicht, ein von außen nicht ganz zugeschobener Eingang.
Wir sind in einem großen Tagebau heraus gekommen, der Boden besteht nicht etwa aus Betonplatten, sondern aus Mergel mit den Spuren der heraus gesägte Werksteinen.
Weitere zugesetzte Eingänge. Man hätte sich hinein zwängen können, doch später standen wir von innen hinter dieser Mauer.
Auch wenn wir hier in diesem Gebiet noch tagelang unter und über Tage herum turnen könnten, wir haben nun genug gesehen und fahren weiter.
Kurzer Stopp am Römercamp von Fains-Les-Soources. Hier haben die Römer eine ganze Bergspitze gekappt, um eine Camp mit guter Fernsicht anlegen zu können. Nichts spektakuläres aber auch mal interessant.
Der nächste Steinbruch wurde dafür zu meinem Highlight dieser Tour, hier wurde unter Tage bis in 30 Meter Höhe abgebaut.
Inzwischen sind wir in den französischen Ardennen, der Weg von Chemery-Sur-Bar hierher war das staubigste was ich je erlebt habe, es lag dick Staub auf dem Auto.
Selten sind wir uns so klein vorgekommen, hier schaffe ich es auch mal auf eine Bild.
Frische Bruchflächen am First und viele Brocken auf dem Boden zeigen dass Bewegung in der Anlage ist.
Der Eingang ist genau nach Westen zur untergehenden Sonne ausgerichtet, was um 20 Uhr abends Gegenlicht Aufnahmen ermöglichte.
Zu Einbruch der Dämmerung kommen wir gerade rechtzeitig in den Bergen über Dom-Les-Mensil an, um noch kurz die Gegend nach den Steinbrüchen abzusuchen. Auf dem Dach eines Bunkers aus WK2 bauen wir unsere Zelte für das Nachtlager auf. Ganz früh geht es am nächsten Morgen los, denn an unserem letzten Tag wollen wir viel sehen und müssen noch weit fahren.
Die Bauwerke der Region sind mit auffällig gelben Mergel gebaut, der aus den vielen Steinbrüchen hier stammt.
Nur einer baute unter Tage, auf ungefähr 60x100 Meter Fläche, mit 8-10 Meter Höhe bei erstaunlich geringer Überdeckung zu dem Wald darüber. Die äußeren Säulen sind bereits stark verwittert, die ganze Anlage hat etwas sakrales, man wird leise darin, besonders so früh am Morgen.
Nun geht es nach Belgien 170 Km weiter durch die Ardennen.
Kurz vor Lüttich, liegt das nächste Ziel.
Mit diesem Schaubild kann ich mir ausführliche Erklärungen sparen. Natürlich ist alles viel weitläufiger und tiefer als auf dem Bild, auch gibt es zig Eingänge nebeneinander.
Zunächst stehen alte Winden vor den Gleisen, die in die Abbaue hinunter führen.
Tagebau mit Durchschlag in einen Pfeiler-Kammern-Abbau:
Nach drei Stunden fahren wir wieder aus und haben längst nicht alles gesehen. Die Befahrung war ziemlich anstrengend, da alles in Schräglage mit dem einfallenden Gebirge aufgewältigt ist.
Jetzt geht es heimwärts, doch kurz vor der luxemburgischen Grenze gibt es noch etwas zu sehen.
Die Schieferhalde ist schon von weitem zu erkennen.
Einen Verdichter neben dem Stolleneingang findet man doch selten in freier Wildbahn.
Ein Teufkübel ist mindestens genauso selten.
Weiter östlich gibt es große Halden im Wald, und viele verbrochene Stollen.
Hier stehen die Fundamente einer Bremsbergtrommel vor einem Schrägstollen.
Der Stollen selbst ist vergittert.
Der nächste begehbare Stollen auch.
Bis wir am Auto zurück sind ist es schon wieder dunkel, die Suche hat hier wieder mal länger gedauert als gedacht, vor uns liegen noch 350 Km bis nach Hause, morgen früh ruft wieder die Arbeit, aber so läuft es irgendwie immer...
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