Rumänien 2019


 

Auf nach Rumänien – zwei VW T2, der „Phönix“ und der „Blau-weiße“, gingen zusammen auf die Reise.

Dieses mal gibt es keine Fotos, sondern einen Film von 45 Minuten:
 

https://youtu.be/9x_P-s03V9E

 

Wie üblich steuerten wir weniger touristische Ziele an, schauen gerne „hinter die Kulissen“.
Mit den beiden T2 wurstelten wir uns unter anderem hoch ins Maramuresch Gebirge, direkt an der Grenze zur Ukraine, auf Offroadpisten zu Ceausescus alten Erzgruben. Der geplante Abstecher in die Ukraine fiel leider aus, es wäre zu schwierig mit unseren voll gepackten Campingbussen und den beiden Hunden am Zoll geworden.
Nicht nur dort im Grenzgebirge waren die Pisten sehr grob, das geben Bilder kaum wieder, und ungewohnt oft scheiterten die beiden doch recht geländegängigen Oldtimer an der Kombination aus Steigung und zu großen Brocken. Doch zu unserer Genugtuung kamen zwei hochgerüstete Pajeros in den Bergen von Baile Borsa auch nur eine einzige Serpentine weiter. Viele Wege sind immer noch eher für den Betrieb mit Pferden ausgelegt, dem entsprechend viele Fuhrwerke waren anzutreffen.

Die Bevölkerung auf dem Land ist arm, aber sehr freundlich, versteht es trotz der Armut alles schön gestalten und sich das Leben einzurichten. Das typische Bild sind alte Frauen mit Kopftüchern ohne Gebiss, vor jedem Häuschen ist eine Bank, auf der sich alt und jung nach getaner Arbeit zum geselligen Plausch trifft. Es wird gut und viel Fleisch gegessen, was man vielen auch ansieht. Hunde sind viele unterwegs, doch nicht nur wie bei uns von selbsternannten Tierschützern gern verbreitet wird als hilfebedürftige Streuner, sie werden dort einfach offen gehalten, was heißt dass sie sich auch selbstbestimmt vermehren. Nicht mit jeder Verletzung geht es zum Tierarzt, die Menschen haben ja für sich selbst kaum die Mittel z.B. für Zahnersatz. Die Hunde werden alle gefüttert und sind gut sozialisiert, auch mit den gefürchteten Hirtenhunden gab es daher für uns keine Probleme, es war faszinierend zu sehen wie die 11 Hüte- und Schutzhunde einer Herde im Land der Wölfe und Bären ihre Aufgaben und Plätze selbst genau aufteilten.


Es gibt aktuelle Autos und Pferdegespanne nebeneinander. Noch sehr weit verbreitet in den ärmlichen ländlichen Gegenden ist der Dacia 1300, bei uns besser bekannt als Renault 12 und Auto der 70er Jahre, in Rumänien gebaut von 1968-2007, es gibt sogar eine Pickup Version mit Allradantrieb. Ansonsten sind alte Autos von vor 1990 gar nicht anzutreffen, da eben nur der Dacia 1300 zu kommunistischen Zeit erhältlich war.

Neureiche Städter gibt es auch, sie fahren gerne Mercedes ML oder Audi Q8, die Bäuche sind so überdimensioniert wie ihre Autos und sie benehmen sich im Verkehr der Landbevölkerung gegenüber schlicht und ergreifend asozial.

Interessant die russischen Tatra LKW, heute noch mit geteilter Windschutzscheibe und Pendelachsen unterwegs. Von Vorkrieg LKW schaute sich einst Porsche die Hinterachskonstruktion für den VW Käfer ab, hier wird diese Achskonstruktion mit all ihren Nachteilen immer noch an den LKW verbaut.


Die Umweltverschmutzung durch den Bergbau ist unglaublich, aus Stollen fließt Giftbrühe mit einem PH Wert und Schwermetallanteil wie in einer Autobatterie, weite Landstriche sind verseucht.

Bis in die 2000er Jahre waren die Gruben hier teilweise in Betrieb. Nach den Stilllegungen bauten die arbeitslos geworden Bergleute über und unter Tage alles verwertbare ab, jeden Krümel Metall für Schrottgeld, aber auch Verbauholz sowie die Dachziegel, Fenster, Türen und Stufen der Tagesanlagen wurden einem neuen Zweck zugeführt.

In den alten, toten Erzaufbereitungen z.B. von Baja Mare tränen einem auch Jahre nach der Stilllegung die Augen von der Schwefelsäure. Der Ort ist seit dem Jahr 2000 bekannt durch die größte Umweltkatastrophe Europas nach Tschernobyl. Damals wurde die Donau und Zuflüsse durch einen Dammbruch vergiftet. Die Lebenserwartung beträgt in dieser Stadt 54 Jahre.

Der Wind bläst über die ausgetrockneten Klärschlammteiche der Aufbereitungsanlagen den Schwermetallstaub in Wohnungen, Gärten und Felder. Der 351 Meter hohe Schlot der Kupferhütte ist das höchste Bauwerk Rumäniens und sollte die giftigen Abgase aus Arsen, Bleistaub und Schwefeldioxid möglichst hoch ausstoßen damit die Stadt verschont bleibt, mit dem Ergebnis, dass nur noch größere Gebiete verseucht wurden.


Pflichtprogramm für uns war natürlich die Wassertalbahn, die 760mm Schmalspuhrbahn erschließt ein einsames Tal, auf 40 Km Länge ist sie die einzige Verkehrsverbindung, so dass Einwohner und Arbeiter hier mit urigen Ford Transit umgebaut auf Schienen unterwegs sind. Man lebt vom der Waldbewirtschaftung, die geschlagenen Baumstämme werden umweltfreundlich auf der Schiene zu Tal befördert.

Besonders gut gefallen haben mir hier die zu Draisinen umgebaute kleinen Bucegi Lkw und die Wolga Limousine für die damaligen „hohen Tiere“.

In den letzten Jahren hat sich der Tourismus etabliert, als wir da waren befuhren drei gut besetzte Dampfzüge und ein Triebwagen zwei mal täglich die Strecke, zu einem sensationell günstigen Gesamtpreis wurden in den Pausen Grillteller und Getränke sowie Kaffee und Kuchen gereicht.

Zum ersten Mal stillgelegte Goldbergwerke erforschen konnten wir bei dem Goldgräberdorf Rosia Montana, und offensichtlich wird darin immer noch illegal und unkoordiniert Gold geschürft. Schon die Römer waren da am Gold schürfen und hatten wegen dem Schatz, der in diesem Berg ruht, das Land erobert.
Im aktiven riesigen Kupfer-Gold Tagebau durften wir nach sehr hartnäckigen Verhandlungen mit den 200 Tonnen Dumpern mitfahren, sogar beim Baggern und Entladen. Das war ein Gefühl, wenn der Bagger 40 Tonnen auf einmal in die Mulde wirft, unter der wir neben der Fahrerkabine saßen. Von der Kippstelle sahen wir auch das Tal mit dem Dorf, in dem einst 400 Menschen lebten und das jetzt unter Zyanidschlamm versunken ist, nur die Kirchturmspitze schaut noch raus.

Alles, was im Film über Rosia Montana zu sehen ist, also das Dorf, der Berg mit den Römerstollen, der nun doch nicht Weltkulturerbe geworden ist, die tollen Pisten, all das soll vier riesigen Tagebauen weichen. Das Tal mit unserem Übernachtungsplatz am See und den Pferden wird in einem Zyanidsee mit einer 185 Meter hohen Staumauer versinken. Alles wegen der Gier nach Gold und maximalen Gewinn, denn es gibt umweltschonendere Verfahren ohne Zyanid die etwas teurer sind.

Etwas Lesestoff dazu:

https://www.mdr.de/heute-im-osten/rosia ... a-102.html

Wir haben auch die Menschen in ihren Häusern gesehen, am Rande des Giftsees, dessen Pegel immer weiter steigt, teilweise steht der Schlamm schon im Erdgeschoss, das Gemüse zur Selbstversorgung wächst direkt daneben.


https://www.boredpanda.com/geamana-vill ... s-chapple/


Das ist die Kehrseite unseres Wohlstandes und unserer verlogenen Umweltpolitik. Nur ein symptomatisches Beispiel wenn es um Rohstoffgewinnung geht. Bloß nicht vor meiner Haustür...


Eindrucksvoll war die Endzeitstimmung der heruntergekommen Kohlenschächte von Petrosani. Auf der völlig heruntergewirtschafteten Kohlebahn mit 760mm Spurweite fährt nur noch eine Lok, die mit den Teilen von fünf baugleichen Wracks am Laufen gehalten wird, auf völlig desolaten Gleisen. Kohlendiebe füllen sich unter den Augen der Wachmänner Säcke ab und schaffen sie auf die verschiedenste Arten weg.

 

Wohltuend dann die Durchquerung von zwei Nationalparks, nichts als Natur neben der Schotterpiste. Aber die offizielle Straßen waren hier schon ein Herausforderung an Fahrwerk, Traktion und Bodenfreiheit unserer T2 auf bis 100 Km Länge. Ausgedehnte Wanderungen in die einsame Bergwelt, bei der uns leider das Wetter nicht immer hold war.



Für den Phönix war es die endgültige Bewährungsprobe, fünf Jahre nachdem er ausgebrannte, hat er alle Strapazen ohne irgend eine Schwäche gemeistert (den Bericht des Wiederaufbau gibt es hier unter „unsere VWs“). Seine Karosseriefugen und Spaltmaße standen bei dieser Reise ganz besonders unter meiner Beobachtung.

Defekt ging nur sein Lichtschalter, außerdem wurde am Blau-weißen der Öldruckschalter undicht. Solche Teile sind in meinem Notfallpacket als Reserve an Bord, aber beides ist eigentlich nicht der Rede wert an 44 und 43 Jahre alten Autos.

 

Und nun viel Spaß beim Film https://youtu.be/9x_P-s03V9E

 

 

Fahrtage
 
Veranstaltungen:

Fackelfahrt am 06.01.2024 16-20 Uhr
Ausweichtermine bei schlechtem Wetter
13. oder 20.1.2024.

Fahrtage am 24.3. und 22.09.2024
11-17 Uhr:
Fahrten mit dem Personenzug
und Schaufahrten mit
historischen Lorenzügen.
Um 13:00 Führung
durch die Feldbahnsammlung
 
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